Hallo Tanja, vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, uns von dir und deiner Reise in die Welt des Hörens zu berichten.
- Erzähl mir mal ein bisschen von dir, seit wann und warum trägst du ein Cochlear Implantat?
Hallo, ich bin Tanja, 36 Jahre jung und gebürtige Steirerin, die mittlerweile in Wien lebt. Ich möchte euch ein wenig von meiner Reise mit der Hörbeeinträchtigung erzählen. Im Alter von 13 Monaten wurde meine Hörstörung in Graz diagnostiziert. Man sagte meiner Mutter, sie solle sich keine Sorgen machen, denn ich werde aufgrund der Hörbeeinträchtigung eh niemals sprechen können und es gäbe in Graz dafür alles Notwendige – von Kindergarten bis hin zu Schulen für Gehörlose. Erst mit fast vier Jahren fand meine Mutter einen Arzt, der ihr erklärte, dass es in Innsbruck einen Spezialisten gibt, der mir helfen könnte – Dr. Hermann Herka. Ab diesem Zeitpunkt wurden meine Hörgeräte so eingestellt, dass ich zum ersten Mal Höreindrücke erleben durfte. Allerdings konnte ich die sehr lauten Einstellungen der Hörgeräte irgendwann nicht mehr ertragen. Mit 11 Jahren, im Jahr 2000, erhielt ich mein erstes Implantat auf der rechten Seite. Sieben Jahre später, im Jahr 2007, bekam ich das Implantat auf der linken Seite – der Operateur war Dr. Klaus Albegger in Salzburg.
- Was waren die Gedanken und Gefühle deiner Eltern während des Entscheidungsprozesses und der Vorbereitung auf den Eingriff?
Die Gedanken und Gefühle meiner Eltern drehten sich darum, dass die Operation gut verlaufen und ich von dem Implantat profitieren würde. Die Entscheidung fiel auch aufgrund der Tatsache, dass ich mit Hörgeräten kaum einen Nutzen hatte und praktisch nichts hörte. Sie hofften, dass ich durch das Implantat besser verstehen könnte und somit die Schule ganz normal wie alle anderen abschließen könnte, was ja dann auch eingetreten ist.
- Kannst du dich noch erinnern, was dein erstes Hörerlebnis war? Wie hast du dich dabei gefühlt?
Die Erstanpassung fand in der Klinik Salzburg statt, wo ich auch operiert wurde. Mein allererster Eindruck war geprägt von einem Geräusch während der Anpassung, was mich sehr überforderte. Direkt im Anschluss erlebte ich den Verkehr in der Stadt Salzburg, der für mich wirklich überwältigend und unangenehm war. Der erste wunderschöne Moment hingegen stellte sich erst zu Hause ein, als ich das Zwitschern der Vögel hörte. In diesem Augenblick öffnete sich mein Herz.
- Wie hat sich dein Leben seit dem Erhalt des Cochlea-Implantats verändert?
Mein Leben hat sich erheblich gewandelt. Mein Sprach- und Hörverständnis hat sich stark verbessert und ich habe mit viel Engagement und Übung gelernt, telefonieren zu können. Ich habe einen tollen Job in der Pharmabranche gefunden, der mich fordert und auch Spaß macht. Ich habe Freunde, sowohl CI Träger, als auch Normalhörende.
- Welche Herausforderungen sind dir nach der Operation begegnet?
Das Hören und Sprechen waren damals eine riesige Herausforderung, welche ich aber mit Hilfe meiner Familie und ärztlicher Unterstützung gemeistert habe.
- Wie oft hast Audiotherapie oder andere Unterstützungsformen in Anspruch genommen?
Ich hatte zahlreiche Termine bei der Logopädin in Graz, Frau Thallinger, die uns regelmäßig wertvolle Tipps gab, die wir zu Hause umsetzen konnten.
- Was sind dein Lieblingsmomente oder -erlebnisse, die du dank des Cochlea-Implantats wieder genießen konntest?
Meine Lieblingsmomente habe ich stets in der Natur verbracht – und das gilt auch heute noch. Das Zwitschern der Vögel, das Rauschen des Baches und der Blätter sowie viele andere wunderbare Klänge, die die Natur zu bieten hat, bereichern meine Erlebnisse. Zudem kommen später die Klänge der klassischen Musik in der Oper hinzu, die diese Augenblicke perfekt abrunden.
- Welche Ratschlag würdest du anderen Menschen geben, die vielleicht in einer ähnlichen Situation sind und über ein Cochlea-Implantat nachdenken?
Mein Ratschlag ist simpel: Setzen Sie sich keine zu hohen Erwartungen. Seien Sie geduldig und investieren Sie viel Zeit ins Training. Es existieren auch Vereine wie die ÖCIG, die Menschen in ähnlichen Situationen unterstützen. Dort können Betroffene ihre Geschichten und Erfahrungen teilen und wertvolle Ratschläge geben.
Vielen Dank, Tanja, für deine Zeit und die Bereitschaft, an dem Interview teilzunehmen. Deine Einblicke und Erfahrungen als Trägerin eines Cochlea-Implantats waren überaus wertvoll und inspirierend.